Principal Agent Theory – Einleitung

Ihr Kommilitone Heinz bewirbt sich in den Semesterferien für ein Pflichtpraktikum in einem renommierten Unternehmen. Er erzählt Ihnen im Vertrauen, dass ihn der Aufgabenbereich der Praktikumsstelle zwar gar nicht wirklich interessiert, aber die Praktikumsstelle seinen Lebenslauf aufwertet und er deshalb auf eine Zusage hofft. Das Vorstellungsgespräch verläuft sehr gut und Heinz kann vor allem mit seinem souveränen Auftreten punkten, was Sie nicht weiter wundert.

Dass Heinz sich gut darstellen kann, konnten Sie zuletzt in der Seminarpräsentation beobachten. Sie wussten zwar, dass er nicht gut vorbereitet war, doch seine Unsicherheit hat ihm scheinbar niemand angemerkt.

Heinz bekommt die Zusage für das Praktikum und Frau Peters, die Geschäftsführerin, ist begeistert so einen motivierten und kompetenten Studenten im Unternehmen begrüßen zu dürfen. Überzeugt von den Fähigkeiten von Heinz betraut Frau Peters ihn mit einem wichtigen Projekt, an dem er relativ selbstständig arbeiten darf.

Nach einer Woche Praktikum kommt Heinz zunehmend zu spät, geht früher und drückt sich, wann immer er kann vor der Arbeit. Er wahrt aber den Schein, fleißig am Projekt zu arbeiten. In der dritten Arbeitswoche ist er krank, wird aber von Kollegen beim Eis essen gesehen. Es kristallisiert sich langsam heraus, dass Heinz einfach gar keine Lust auf die Arbeit hat.

Handschlag von zwei Geschäfts­männern.

Im dargestellten Beispiel lässt sich Frau Peters als Principal (Auftraggeber) bezeichnen, während Heinz der Agent (Auftragnehmer) ist.

Beispiel für Principal Agent Theory

Frau Peters hat Heinz aus den Bewerber*innen ausgewählt und mit einem Projekt betraut, ohne seine Motivation, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen wirklich einschätzen zu können.

Es liegt also eine Informationsasymmetrie zwischen Frau Peters und Heinz vor, denn Heinz kennt sehr wohl seine persönliche Motivation (Praktikum nur für den Lebenslauf) sowie seine tatsächlichen Fähigkeiten (hidden characteristics).

Weiterhin besteht eine Interessendivergenz bzw. ein Zielkonflikt zwischen Frau Peters und Heinz, denn beide wollen ihren eigenen Nutzen maximieren: Während Frau Peters daran gelegen ist, das Projekt erfolgreich abzuschließen und dafür eine passende und fähige Arbeitskraft zu beauftragen, ist Heinz eine möglichst kurze Arbeitszeit und seine Freizeit womöglich wichtiger (hidden intention). Er empfindet keine Verantwortung für den Abschluss des Projekts, da sein Praktikum ohnehin nach 4 Wochen ausläuft.

Das Problem lässt sich durch die sogenannte „Principal Agent Theory“ erklären. Der Agent hat einen Informationsvorsprung gegenüber dem Principal. Aufgrund dieser Informationsasymmetrie entstehen Ineffizienzen in der Vertragsbildung oder Vertragsdurchführung, die zu Marktversagen führen können. Mit Hilfe einer geeigneten Form der Vertragsgestaltung kann dieses Problem jedoch zumindest teilweise behoben werden.