Die Geschichtsschreibung datiert das „lange 19. Jahrhundert“ von der Französischen Revolution 1789 bis zum Ersten Weltkrieg 1914/1918.
Nationalstaatsbildung und Imperialismus kennzeichnen diesen Zeitabschnitt ebenso wie Säkularisierung und eine große Begeisterung für Fortschritt und Naturwissenschaften. Die Lebenswelten der Zeitgenossen veränderten sich im Zuge von Industrialisierung und Urbanisierung, durch das Bevölkerungswachstum und eine starke soziale Differenzierung der Gesellschaft. Das 19. Jahrhundert gilt als Epoche Europas. Innovationen von weltweiter Wirkung verdichteten sich im Zeitraum von 1860 bis 1880; Historiker sprechen von der „Geburt der Moderne“.
Auf das „lange 19. Jahrhundert“ folgt das „kurze 20. Jahrhundert“ vom Ersten Weltkrieg 1914/18 bis zum Ende des Kalten Krieges 1989/91. In politikgeschichtlicher Perspektive gliedert es sich in zwei Abschnitte, die durch die Zäsur des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) scharf voneinander geschieden sind.
In der ersten Jahrhunderthälfte geriet das Ordnungsmodell der liberalen Demokratie westlicher Prägung in eine schwere Krise. An seine Stelle traten in den meisten Gesellschaften Europas mit dem Faschismus und dem sowjetischen Kommunismus autoritäre Ordnungsentwürfe. Die Folge war eine katastrophale Eskalation der Gewalt: Säuberungen, Deportationen, Kriege und Genozide kosteten hunderten von Millionen Menschen das Leben.
Mit der Niederlage Deutschlands und seiner Verbündeten im Zweiten Weltkrieg kam es zu einer gewissen Stabilisierung, freilich um den Preis der Spaltung der Welt in die zwei Blöcke USA und Sowjetunion. In globaler Perspektive rückte Europa an den Rand; die ehemals europäischen Kolonien erlangten nach 1945 ihre Unabhängigkeit.
Sozialhistoriker erkennen in den frühen siebziger Jahren einen wichtigen Einschnitt. Mit dem Ende des Nachkriegsbooms der 1950er und 1960er Jahre und einer nachlassenden Industrieproduktion kommt die Epoche der „Hochmoderne“ an ihr Ende. Sie wird abgelöst von unserer Gegenwart, die mit Begriffen wie „Postmoderne“, „Dienstleistungs-“ oder „Informationsgesellschaft“ bisher erst unzulänglich beschrieben ist.