Wer im Internet nach Orientierung zur Vereinbarkeit von Islam und Demokratie sucht, kann dabei unter anderem folgende zwei deutschsprachige Texte muslimischer Autoren finden:
Die Demokratie ist ein vom Menschen geschaffenes System, was bedeutet, Herrschaft durch das Volk für das Volk. Dies ist im Gegensatz zum Islam, denn die Gesetze sind von Allah, der Erhabene, der Allmächtige, und es ist nicht zulässig, legislative Rechte eines jeden menschlichen Wesens anzunehmen, egal wer er ist. […] Das demokratische System ist eine der modernen Formen des Shirk [„Beigesellung“, d.h., neben Gott andere Götter anzubeten, zu verehren oder an sie zu glauben]. […]
Allah swt [Abkürzung für die Eulogie „glorreich und erhaben ist er“] sagt (ungefähre Übersetzung):
[Koran] Sura 12 Ayat 40:
„Ihr dient außer Ihm nur Namen, die ihr genannt habt, ihr und eure Väter, für die Allah (jedoch) keine Ermächtigung herabgesandt hat. Das ‚Urteil‘ (auch: die Herrschaft und Souveränität) ist allein Allahs. Er hat befohlen, dass ihr nur Ihm dienen sollt. Das ist die richtige Religion. Aber die meisten Menschen wissen nicht.“
[Koran] Sura 6 Teil des Ayat 57:
… „Das ‚Urteil‘ (auch: Die Herrschaft und Souveränität) gehört allein Allah“… […]
Eine der wichtigsten Fragen, die sich Muslime heutzutage stellen, ist die Frage nach der Legitimität von Wahlen im Islam.
Prinzipiell kann diese Frage mit „Ja“ beantwortet werden.
Ein populäres Beispiel für die Legitimität von Wahlen ist die Wahl des 1. Kalifen Abu Bakr (632-634). […]
Das Problem bei dieser Frage ist aber nicht wirklich die Wahl eines Muslims durch Muslime, sondern die Frage, ob Muslime auch Nichtmuslimen ihre Stimme geben dürfen, und zwar in einem System, indem weder Muslime herrschen noch die islamischen Gesetze gelten. […]
Manchmal kann etwas, was verboten ist, geboten sein, wie z.B. die Lüge, wenn man mit ihr ein Leben retten kann. Manchmal kann etwas, in einem Kontext verboten und in einem anderen Kontext erlaubt sein, wie Alkohol in der Medizin. So, wie es im Islam Grundsätze gibt, gibt es auch Ausnahmen. Da der Islam keine dogmatische Religion ist, haben die Gelehrten zur Lösung von Fragen im Sinne des Allgemeinwohls Kriterien aufgestellt. […]
Angesichts neuer Situationen und Fragestellungen, müssen Gelehrte, wenn sie keine Antwort in Koran und Sunna finden können, Regelungen finden, welche die Interessen und das Wohl der Menschen berücksichtigen. Diese Interessen oder dieses Wohl wird „masâlih mursala“ genannt und ermöglicht, zu allen Zeiten und allen Orten als Muslime zu leben und ihnen eine zu große Last zu ersparen.
Quelle: blog.alioezdil.de/2017/09/23/muslime-und-wahlen