Aufgabe 1: Abbreviaturen im Hohen und Späten Mittelalter
Die Schreiber lateinischer Texte griffen auf ein variables „Regelwerk“ an Abkürzungen zurück, das es für die Lektüre mittelalterlicher Handschriften zu erlernen gilt. Der in der Praxis wichtigste Modus ist die Kontraktion, bei der in der Regel nur der erste und letzte Buchstabe eines Wortes, dazu auch einzelne Buchstaben aus der Wortmitte, geschrieben werden; auf die Abbreviatur wird über dem gekürzten Wort mit einem Kürzungsstrich hingewiesen. Vor allem für morphologisch wiederkehrende Strukturen (z.B. bestimmte Kasusendungen wie „-bus“) werden zudem Suspensionen oder Sonderzeichen benutzt, die die entsprechende Form oder Endung entweder durch einen Punkt abkürzen oder durch ein reserviertes Zeichen bezeichnen. Für einige häufig gebrauchte Partikel (wie etwa „vel“) gibt es Kürzel, die teilweise auf die schon antike Praxis des Stenographierens zurückgehen (sog. tironische Noten).
Nachschlagewerk: A. CAPPELLI: Dizionario di abbreviature latine ed italiane, Mailand 1979