Phänomenologische Beschreibung von Erfahrung zeichnet sich dadurch aus, dass sie die begrifflichen Mittel der Beschreibung stets mitbedenkt und umgestaltet. Erfahrung ist nicht mehr bloß Rohstoff zur Verarbeitung durch das Gehirn, sondern soll ihren Ort in der Lebenswelt zurückgewinnen. Erfahrung reduziert sich damit nicht wie in empiristischen Theorien – wie sie heute noch in der Psychologie und Kognitionswissenschaften vertreten werden – auf das pure Haben und Vorhandensein von Sinnesdaten. Der Sinnesapparat ist mehr als ein bloßer Apparat der Datenverarbeitung, sondern was wir erfahren, hat einen eigenen Sinn, Relevanz und Lebensbedeutsamkeit.
Husserl beschreibt diesen weltlichen Sinn der Erfahrung im Rückgang auf das Bewusstsein und die Erfahrungen, die wir am eigenen Leib machen. Heidegger dagegen interessiert sich stärker dafür, wie die Sinnzusammenhänge der Welt durch menschliches Handeln entstehen. Gemeinsam ist beiden aber, philosophische Probleme nicht durch metaphysische Spekulation, sondern allein durch Beschreibung von Erfahrung zu lösen. Diese unterschiedlichen Ausrichtungen werden schon in der Sprache der beiden Phänomenologen deutlich, die sich stark unterscheidet.
Die folgenden Auszüge aus Texten von Husserl und Heidegger sind Lückentexte, die zum Ergänzen einladen. Die Texte verweisen in sich schon auf eine Verbindung, aber auch ein Spannungsverhältnis zwischen Husserls und Heideggers Beschreibungsweisen der Erfahrung.
Text von Edmund Husserl
Der erste Text ist aus:
Edmund Husserl, Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie, Husserliana VI, hrsg. von Walter Biemel, Den Haag 1954, Seite 107.