„Die Slawen“ – das ist zunächst einmal eine Abstraktion der modernen Sprachwissenschaft. Als die Sprachforscher im 18. Jahrhundert die indoeuropäische Sprachwelt in „Sprachfamilien“ und „Sprachvölker“ einzuteilen begannen, ordneten sie die slawischen Sprachen einem eigenständigen Sprachzweig zu. Damit schufen sie die moderne philosophisch-wissenschaftliche Grundlage, auf der „die Slawen“ als eine besondere Gemeinschaft imaginiert werden konnten, die mehr als ihre sprachliche Verwandtschaft verbunden haben soll.
In dieser Tradition wird bis heute von „den Slawen“ gesprochen, werden Sorben, Polen, Tschechen, Slowaken als Westslawen, Ukrainer, Weißrussen und Russen als Ostslawen und Slowenen, Kroaten, Bosnier, Montenegriner, Serben, Bulgaren und Mazedonier als Südslawen bezeichnet. Dabei lässt sich kaum benennen, was die einzelnen ethnisch-nationalen Großgruppen, deren knapp 250 Millionen Angehörige über 35 % der heutigen europäischen Bevölkerung ausmachen, jenseits der Verwandtschaft ihrer Sprachen in der Vergangenheit verbunden haben soll bzw. in der Gegenwart verbindet.
Quelle: Eduard Mühle: Die Slawen. München 2017, 7.
Aufgabe 1.1:
Lesen Sie zunächst den Text.
Welche der folgenden Aussagen stimmen mit dem Text überein?