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Einführung in das Studium der slavischen Philologie.
Im Reich der Moskoviter Großfürsten und Zaren erblüht eine stark von monastischen Idealen geprägte Kultur, neben der allmählich auch eine eher säkulare, höfische Kultur entsteht, die Einflüsse aus dem Westen aufnimmt und Konflikte mit der kirchlichen Kultur heraufbeschwört. Unter Ivan IV. (reg. 1533-1584) versucht der Metropolit Makarij noch, mit enzyklopädischen Bestrebungen und einem umfassenden Reglement die relative Einheit des geistigen Lebensraumes zu schützen, die dynastische Krise am Ende des 16. Jahrhundert weitet sich zu einem allgemeinen Umbruch aus, der als „Zeit der Wirren“ in die Geschichte eingeht.
Mit der Regierung der Romanov-Dynastie (ab 1613) setzt eine Stabilisierung und sehr langsam eine Modernisierung des Landes ein, die zwar mit den Veränderungen des Westens nicht mithält, für die russische Kirche aber schon viel zu weit geht. Rußland erweitert nämlich sein Territorium vor allem durch die Hinzugewinnung der Ukraine, und die dortigen Orthodoxen hatten in der Auseinandersetzung mit den Lateinern einige Verderbtheiten in liturgischen Texten ausgebessert und – in Übereinstimmung mit den Griechen – geringfügige Änderungen am Ritus vorgenommen. Als die Moskoviter Kirche in den sogenannten Nikonschen Reformen die Verbesserungen auch für sich übernimmt, kommt es zum „Raskol“ (Schisma), zu der erst im 20. Jahrhundert überwundenen Kirchenspaltung.
Im 17. Jahrhundert ist auch auf anderen Gebieten – wie etwa der Sprache – das Bild durch ein Nebeneinander verschiedener Entwicklungsstadien und -varianten geprägt, und es tauchen Versuche zur Vereinheitlichung der Norm auf. Erste Versuche einer Versdichtung finden statt. Eine durchgängigere Reform leitet Peter I. (reg. 1682 – 1752) ein, der die russische Lebensweise mit Gewalt der europäischen angleichen will.
Er reformiert Verwaltung, Militär und Wirtschaft, entmachtet die Kirche und sichert die Macht des Zaren und Imperators institutionell und sozial durch ein ihm ergebenes Beamtenturn ab. Er verlegt u. a. die Hauptstadt in das erst 1703 gegründete St. Petersburg.
Die russische Kultur der damaligen Zeit ist sehr empfänglich für Neuerungen aus dem Westen: Zumindest bei Hofe rezipiert man die europäische Adelskultur mit ihren Wandlungen von Rokoko bis Klassizismus, während die traditionelle Moskovitische Kultur in den kirchlichen Kreisen weiterlebt. Die Kulturform der großen Masse des Volkes ist wie eh und je die Folklore. Auch die Aufklärung bleibt – wie die spätere Romantik – weitestgehend auf den Hof und den Adel beschränkt.
Quelle: Franz, Norbert: Einführung in das Studium der slavischen Philologie. Geschichte – Inhalte – Methoden. Darmstadt 1994, 86f.