Was ist qualitative Sozialforschung?
In der qualitativen Sozialforschung besteht die Arbeit von Forscherinnen* darin, aufzudecken, was hinter dem Handeln von Personen steht, aus welchen Gründen und mit welchen Zielen sie handeln. Die Gründe sind den meisten Menschen aber überhaupt nicht bewusst. Sie sind Normalität, beruhen auf Gewohnheiten und gesellschaftlichen Konventionen. Sie werden schlicht und einfach vorausgesetzt, ohne dass sich jemand Gedanken darüber machen würde, ob sie (noch) nachvollziehbar, einleuchtend, berechtigt oder sinnvoll sind; ja, ohne dass sich jemand Gedanken darüber machen würde, dass sie da sind. Das heißt, dass Menschen aus Gründen und mit einer Motivation handeln, die ihnen selbst nicht bewusst sind.
Wenn nun „die“ Wirklichkeit/en so betrachtet wird/werden, dass ihre „Unwirklichkeit“, also ihre Konstruktion sichtbar wird, dann spricht man von Dekonstruktion. Durch diesen „Bruch“ wird Unsichtbares sichtbar und Selbstverständliches wird entselbstverständlicht.
Im Folgenden stellen wir Ihnen ein Beispiel von Harold Garfinkel vor, das diese unsichtbaren Übereinkünfte und ihre Dekonstruktion verdeutlicht. Garfinkel war ein Vertreter der „Ethnomethodologie„. Er führte mit seinen Studierenden sogenannte „Krisenexperimente“ durch, um zu untersuchen, wo und wie Übereinkünfte stattfinden, wie über Konventionen Wirklichkeit hergestellt wird.