Wer ist der Gottesknecht?
Ein Blick ins Jesajabuch zeigt, dass das hier angeführte „Gottesknechtslied“ nicht die einzige Stelle ist, in der vom „Knecht“ gesprochen wird. Auch Israel und der Prophet werden als „Knecht“ angesprochen.
Als entstehungsgeschichtlicher Kontext ist das Babylonische Exil (597/586-520 v. Chr.) zu berücksichtigen, von dem alttestamentliche Texte sagen, es sei als Folge der Verfehlungen des Volkes über dieses gekommen. Die Rückkehr aus dem Exil wird als Rückkehr zu Gott nach Verbüßung der Strafe und Umkehr angesehen. In einem weiteren Textstück aus dem Jesajabuch, das ebenfalls als „Gottesknechtslied“ (49,1-6) benannt wird, ist der „Knecht“ derjenige, der den verschonten Rest Israels wieder zu Gott zurückführt.
Ein Blick ins Lexikon (HGANT 231f.) verrät, dass das hebräische Wort „eved“, das mit „Sklave, Knecht“ übersetzt werden kann, auf verschiedene Gestalten in der Bibel angewendet wird: u. a. Abraham, Mose, David und allgemein Propheten und Könige, aber auch das Volk Israel. Es zeigt eine besondere Beziehung zwischen Mensch und Gott an.